Basisuntersuchungen der männlichen Fruchtbarkeit
Bei der Diagnose der männlichen Fruchtbarkeit ist vor allem die Spermienqualität entscheidend. Daher erstellt der Mediziner ein so genanntes Spermiogramm, bei dem die Anzahl der Samenzellen und deren Beweglichkeit ausgewertet werden. Hierzu ist es nötig, frisches Ejakulat abzugeben. Das Sperma, das im Labor unter dem Mikroskop untersucht wird, sollte dabei nicht älter als etwa eine halbe Stunde sein. Nur wer in unmittelbarer Nähe der Praxis wohnt, kann daher das Sperma in einem vom Mediziner bereitgestelltem Gefäß von zuhause mitbringen. Dauert die Anreise allerdings länger, so kann der Mann in einem separaten Raum der Arztpraxis masturbieren, um die Spermien zu gewinnen.
Das Spermiogramm gibt den Medizinern nur Auskunft darüber, ob die Fruchtbarkeit des Mannes akut eingeschränkt ist. Es sagt weder etwas darüber aus, wodurch die erniedrigte Spermienqualität verursacht wird noch darüber, ob dies ein dauerhafter Zustand ist. Denn da laufend neue Samenzellen produziert werden, kann das Spermiogramm schon nach wenigen Wochen völlig anders aussehen.
Mithilfe einer ausführlichen Befragung und einiger weiterer Analysen wird der Arzt versuchen, die Ursachen der Unfruchtbarkeit herauszufinden. Allerdings lässt sich nicht immer klar feststellen, welche Faktoren die eingeschränkte Spermienqualität auslösen.
Natürlich gibt es außerdem männliche Fruchtbarkeitsstörungen, bei denen die Spermienqualität völlig in Ordnung, eine Zeugung aber dennoch unwahrscheinlich bis unmöglich ist. Dies ist beispielsweise bei Potenzproblemen, Antikörperreaktionen gegen die eigenen Samenzellen und verschiedenen Erbkrankheiten der Fall. Daher sind weitere Untersuchungen nötig, um diese Beeinträchtigungen festzustellen.
Mögliche Fragen des Arztes wrden zu diesen Themen gestellt:
- Allgemeiner Gesundheitszustand
- Chronische Erkrankungen
- Vorangegangene Chemotherapien oder Operationen und Unfälle an den Geschlechtsorganen
- Infektionen und Kinderkrankheiten nach dem Erreichen der Pubertät
- Bekannte Erbkrankheiten in der Familie
- Bereits vorhandene eigene Kinder, auch Fehlgeburten
- Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs
- Alkohol- und Nikotinkonsum oder Drogenmissbrauch
Körperliche Untersuchung:
- Abtasten des Hodensacks und der darin befindlichen Hoden und Nebenhoden
- Kontrolle der zuführenden Drüsen, wobei die Prüfung über den Enddarm erfolgt
- Ultraschalluntersuchung der Geschlechtsorgane
Blutuntersuchungen:
- Hormonelle Störungen
- Genetische Fehler
Weiterführende Untersuchungen zur Unfruchtbarkeit des Mannes
Hodenbiopsie
Lassen sich nur sehr wenige oder gar keine Spermien im Ejakulat des Mannes nachweisen, so kann der Arzt mithilfe einer Hodenbiopsie feststellen, ob die Produktion oder der Transport der Samenzellen gestört ist. Denn wenn beispielsweise die Samenleiter verklebt sind, so gelangen die Keimzellen nicht nach außen, obwohl Spermien beziehungsweise deren Vorstufen gebildet werden.
Bei der Hodenbiopsie wird unter lokaler Betäubung oder unter Vollnarkose etwas Gewebe aus dem Hoden entnommen. Dieses lässt sich in der Folge auf vorhandene Keimzellen untersuchen. Eine Hodenbiopsie ist allerdings nur dann sinnvoll, wenn das Paar eine künstliche Befruchtung außerhalb des Körpers (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion, ICSI) in Betracht zieht. Denn die Operation hat keine Verbesserung der Fruchtbarkeit zur Folge. Entscheidet sich ein Mann für eine Hodenbiopsie, so sollte er sich bestenfalls an eine Klinik wenden, die mögliche vorhandene Keimzellen direkt einfriert, um sie später für die Befruchtung der Eizelle nutzen zu können. Das erspart eine weitere Operation zur Gewinnung der Spermien.
Weiterführende Untersuchungen der Fruchtbarkeit eines Paares
Postkoitaltest (PCT)
Der Postkoitaltest wird von einigen Medizinern erst dann zu Diagnosezwecken eingesetzt, wenn sich aus vorangegangenen Untersuchungen keine Gründe für eine verminderte Fruchtbarkeit erkennen lassen. Andere Ärzte empfehlen die Untersuchung – da sie schnell und einfach durchzuführen ist – bereits zu Beginn der Fruchtbarkeitsbehandlung.
Beim Postkoitaltest hat das Paar um den Termin des Eisprungs herum Geschlechtsverkehr. Der Zervixschleim sollte zu diesem Zeitpunkt mindestens fünf Zentimeter spinnbar sein. Etwa zwei bis zwölf Stunden nach dem Sex entnimmt der Gynäkologe etwas Sekret aus dem Gebärmutterhalskanal, das sowohl aus dem weiblichen Zervixschleim als auch aus der männlichen Samenflüssigkeit besteht. Der Arzt wird nun erst einmal Aussehen, Säuregrad, Menge und Beschaffenheit des Zervixschleimes prüfen. Anschließend wird unter dem Mikroskop die Menge der vorhandenen Spermien ausgewertet.
Finden sich keine oder nur sehr wenige Samenzellen in der Flüssigkeit, so kann dies mehrere Gründe haben:
Möglicherweise war entweder einfach der Zeitpunkt falsch gewählt oder es hat in dem Zyklus kein Eisprung stattgefunden. Denn die Spermien können nur dann den Muttermund passieren, wenn die Frau gerade fruchtbar ist.
Auf der anderen Seite kann es aber auch sein, dass die Produktion oder der Transport der Spermien gestört sind. Auch eine eingeschränkte Beweglichkeit der Samenfäden führt dazu, dass beim Postkoitaltest keine oder zu wenige Spermien nachgewiesen werden. Liegt vor dem Postkoitaltest noch kein Spermiogramm vor, so sollte dies nun erstellt werden. War das Spermiogramm hingegen gut, so kann diese Möglichkeit normalerweise ausgeschlossen werden.
Manchmal ist die Scheide so stark übersäuert, dass die Spermaflüssigkeit den pH-Wert nicht ausgleichen kann und die Samenzellen nicht bis in die Gebärmutter gelangen. In diesen Fällen kann manchmal eine Spülung mit Natron kurz vor dem Geschlechtsakt die Fruchtbarkeit verbessern.
Wenn der Zeitpunkt für den Test optimal gewählt wurde, die Spermienqualität ausreichend ist und auch der Zervixschleim keinerlei Auffälligkeiten zeigt, so weist ein negatives Ergebnis auf eine Immunreaktion hin. Denn im Zervixschleim können sich Antikörper befinden, die sich gegen die Spermien richten und sie am Eindringen hindern.
Die Untersuchung selber ist völlig schmerzlos und risikoarm. Allerdings kann es für das Paar belastend sein, genau zum passenden Zeitpunkt miteinander schlafen zu müssen, um anschließend dem Gynäkologen das Ergebnis zu präsentieren. Außerdem kommt es nicht selten zu falsch-negativen Ergebnissen, so dass die Aussagekraft des Postkoitaltests bei einigen Fachleuten umstritten ist.