Wenn der Nachwuchs trotz Kinderwunsch auch nach längerer Zeit des Wartens ausbleibt, so machen sich Paare zurecht Gedanken über die möglichen Ursachen der Unfruchtbarkeit. Frauen sprechen dann meist bei der Routineuntersuchung den Kinderwunsch bei ihren Gynäkologen an. Männer tun sich mit dem Gang zum Facharzt hingegen oft wesentlich schwerer. Aber auch wenn es sicherlich Überwindung kostet, so kann eine gezielte Untersuchung doch Aufschluss über mögliche Gründe der Unfruchtbarkeit geben.
Der Gynäkologe ist der erste Ansprechpartner für Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch. Männer hingegen wenden sich am besten an einen Andrologen, denn dieser ist Spezialist auf dem Gebiet der Männerheilkunde. Auch die Urologie beschäftigt sich mit den Geschlechtsorganen von Männern. Daher ist der Besuch beim Urologen ebenfalls eine gute Alternative, um sich auf eine mögliche Unfruchtbarkeit hin untersuchen zu lassen.
In Kinderwunsch-Kliniken und Reproduktionsmedizinischen Zentren hingegen arbeiten Ärzte, die sich auf die Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit spezialisiert haben. Meistens wirken hier gleich mehrere Fachleute, etwa Gynäkologen und Urologen, Genetiker und Endokrinologen, zusammen.
Basisuntersuchung der weiblichen Fruchtbarkeit
Mithilfe einiger recht einfacher Analysen lassen sich bereits mögliche Fruchtbarkeitsstörungen der Frau feststellen. So weisen beispielsweise unregelmäßige Zyklen auf eine Einschränkung der weiblichen Fertilität hin. Gynäkologen empfehlen ihren Patientinnen deshalb bei bestehendem Kinderwunsch, über einige Monate einen Zykluskalender zu führen, um einen Eisprung nachzuweisen beziehungsweise Störungen aufzudecken.
Das Abtasten der Fortpflanzungsorgane kann erste Hinweise auf mögliche Probleme geben. Ein zytologischer Abstrich, der auch bei den gynäkologischen Routineuntersuchungen durchgeführt wird, zeigt bakterielle Infektionen, Pilzbefall oder Zellveränderungen an, die in manchen Fällen eine Fruchtbarkeitsstörung verursachen.
Ebenso können Blutuntersuchungen zu verschiedenen Zeiten des Zyklus Auskunft darüber geben, ob die Fertilität eingeschränkt ist. Denn die Hormonspiegel verschiedener Botenstoffe geben Auskunft darüber, ob der Zyklus normal verläuft. Oft kann es von Vorteil sein, nicht nur die klassischen Parameter FSH, LH, Östrogen und Progesteron zu messen, sondern noch weitere Faktoren zu kontrollieren. Denn auch eine leichte Schilddrüsenunterfunktion kann für eine Zyklusstörung verantwortlich sein.
Die meisten Ärzte führen im Rahmen der ersten Fruchtbarkeitsdiagnose Ultraschalluntersuchungen durch. Hierbei lassen sich etwa Myome, Endometriosen und Fehlbildungen der Gebärmutter bestätigen. Auch können mittels Ultraschall die Entwicklung der heranreifenden Eibläschen und der Aufbau der Gebärmutterschleimhaut bildlich dargestellt und überprüft werden.
Natürlich gehören auch ausführliche Gespräche über vorangegangenen Eileiterschwangerschaften, Fehlgeburten, Infektionen und Operationen zu der Basisuntersuchung. Zugleich ist der Arzt an der Häufigkeit des Geschlechtsverkehrs, an möglichen Zwischenblutungen und an vorherigen Verhütungsmethoden interessiert.
Zeigen sich bei diesen ersten Untersuchungen keine Störungen der Fruchtbarkeit, so sollte – wenn dies nicht bereits geschehen ist – erst einmal der Mann seine Spermien kontrollieren lassen. Andere Mediziner empfehlen an dieser Stelle einen Postkoitaltest. Lassen sich auch hierdurch keine Beeinträchtigungen der Fertilität nachweisen, so können weitere aufwändige Verfahren zur Kontrolle der weiblichen Fruchtbarkeit stattfinden.
Weiterführende Untersuchungen der weiblichen Fruchtbarkeit
Ergeben sich bei den Basisuntersuchungen keinerlei Auffälligkeiten, so ist manchmal eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) angebracht, um Fertilitätsprobleme zu diagnostizieren. Denn mithilfe dieses Eingriffs lassen sich verklebte Eileiter, aber auch Myome, Endometriosen und Verwachsungen der weiblichen Geschlechtsorgane erkennen. Bei dem Verfahren, für das eine Vollnarkose nötig ist, wird die Bauchdecke mit einer dünnen Nadel durchstochen. Eine kleine Kamera sorgt dafür, dass der Arzt die Organe betrachten und gegebenenfalls Eingriffe durchführen kann, ohne dass der Körper dafür weit geöffnet werden muss. Dennoch kann es natürlich, wie bei allen Operationen zu Komplikationen kommen.
Um festzustellen, ob die Eileiter verklebt sind, wird ein Kontrastmittel durch die Scheide in den Körper der Frau gespritzt. Anhand der Blaufärbung erkennt der Mediziner nun, ob die Eileiter durchgängig sind. Wenn es mit der Patientin zuvor so abgesprochen wurde, versucht der Arzt im Bedarfsfall noch während derselben Bauchspiegelung, die Durchgängigkeit zu verbessern. Hierzu sind zwei weitere kleine Schnitte im Bereich der Schamregion nötig, um dort die Operationsinstrumente einzufügen. Obwohl die Bauchspiegelung als beste Methode zur Feststellung von Verklebungen gilt, kommt es manchmal zu fehlerhaften Ergebnissen und Diagnosen.
Werden bei der Bauchspiegelung Endometriosen oder Myome entdeckt, kann der Arzt diese – wenn es zuvor so abgesprochen wurde – ebenfalls noch während des aktuellen Eingriffs entfernen.
Oft wird gleichzeitig mit der Bauchspiegelung auch eine Hysteroskopie (Gebärmutterspiegelung) durchgeführt. Manchmal empfiehlt sich, ausschließlich eine Gebärmutterspiegelung durchzuführen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Polypen, Myome und Fehlbindungen der Gebärmutter erkennen. Der Eingriff ist relativ risikolos, da die Mediziner das kleine Sichtgerät von der Scheide aus über den Muttermund in die Gebärmutter einführen können.