Künstliche Befruchtung: Methoden und Risiken
Entscheidet sich ein Paar mit Kinderwunsch für eine künstliche Befruchtung, so beginnt eine völlig neue Phase der Familienplanung. Diese kann für beide Partner sehr belastend sein – körperlich, aber ebenso seelisch. Während die Frauen mitunter aufgrund der Hormoneinnahme an extremen Stimmungsschwankungen, heftigen Bauchschmerzen und Übelkeit leiden, fühlen sich die Männer in dieser Zeit meist völlig hilflos, da sie nicht wissen, wie sie ihren Partnerinnen beistehen sollen.
Je nach Methode können außerdem die finanziellen Aufwendungen ein großes Loch in die Haushaltskasse reißen, denn viele Kosten für die Kinderwunschbehandlung muss das Paar selber tragen. Außerdem müssen auch ethische Aspekte bedacht werden, denn Sie sollten diesen Schritt vor sich selbst und vor Ihrem potentiellen Nachwuchs vertreten können.
Künstliche Befruchtung ist die letzte Alternative
Von daher sollte dieser Schritt nur erfolgen, wenn unter anderem die natürlichen Möglichkeiten der Steigerung der Fruchtbarkeit ausgeschöpft worden sind. Für die Steigerung der Fruchtbarkeit des Mannes heisst dies vor allem die Einnahme hochdosierten L-Arginins (welches gleichzeitig die Potenz steigern kann, ein gutes Mittel ist z.B. amitamin Vitalität M forte), damit die Bildung gesunder und mobiler Spermien angegeregt wird.
Für die Frau bietet sich die Einnahme hochdosierter Multivitaminpräparate an, die den oxidativen Stress mindern. Neben Vitaminen, natürlich auch Folsäure, sollten insbesondere essentielle Fettsäuren das Produkt abrunden, da diese eine gesunde Entwicklung des Embryos fördern können.
Künstliche Befruchtung mit Risiken und Kosten verbunden
Wenn der Wunsch nach einem eigenen Kind groß ist, nehmen die Paare die Risiken und hohen Kosten einer künstlichen Befruchtung in Kauf. Und in vielen Fällen ist die assistierte Reproduktion die einzige Möglichkeit, das lang ersehnte Wunschkind zu bekommen. Dennoch sollten Sie sich als Paar vor der Behandlung genau über alle Möglichkeiten und Risiken aufklären lassen und die Entscheidung für eine künstliche Befruchtung nicht leichtfertig treffen. Denn gerade Kinderwunschzentren raten manchmal zu einer künstlichen Befruchtung, ohne vorher alternative Methoden vorzuschlagen.
Auf der anderen Seite sollten allerdings Frauen, die bereits Ende 30 oder noch älter sind, nicht viele Jahre lang darauf hoffen, dass es auf natürlichem Wege klappt. Denn auch bei der assistierten Reproduktion werden die Chancen, dass eine Schwangerschaft eintritt, mit zunehmendem Alter immer schlechter. Wahrscheinlich wird es aber einige Zeit dauern, bevor Sie sich mit dem Gedanken der künstlichen Befruchtung anfreunden können. Sprechen Sie daher das Thema in Ihrer Partnerschaft so offen wie möglich an.
Allein im Jahr 2006 wurden in Deutschland fast 60.000 künstliche Befruchtungen durchgeführt. Die Erfolgschancen je Zyklus sind – je nach Ursache der Unfruchtbarkeit – unterschiedlich hoch. Doch natürlich sind meistens mehrere Versuche nötig, bevor es mit der Schwangerschaft klappt. Viel Geduld und Nervenstärke sind daher nötig, um die unzähligen Behandlungstermine und möglichen Rückschläge zu überstehen.
Insemination
Bei dieser recht gängigen Methode der künstlichen Befruchtung werden die aufbereiteten Spermien direkt in die Gebärmutter (Intrauterine Insemination; IUI) oder – wenn nur sehr wenig Samenzellen vorhanden sind – in die Eileiter (Intratubare Insemination; ITI) gespritzt. Das Sperma des Partners wird per Masturbation gewonnen. Die Insemination selber ist schmerzfrei und mit keinen nennenswerten Risiken verbunden. Allerdings ist, je nach Ursache der Unfruchtbarkeit, eine hormonelle Stimulation der Frau nötig, um die Eizellreifung und die Ovulation zu unterstützen. Die Gabe von Clomifen, Gonadotropin, FSH (Follikelstimulierendes Hormon) oder hCG (Humanes Choriongonadotropin) kann aber durchaus mit starken Nebenwirkungen verbunden sein. Außerdem kann es durch die Stimulation zu Mehrlingsschwangerschaften kommen, was wiederum verstärkt zu Komplikationen, etwa Frühgeburten und einer erhöhten Belastung für die Mutter, führt.
Entscheidet sich ein Paar, etwa um Erbkrankheiten zu vermeiden oder da der Mann keinerlei Keimzellen besitzt, für Fremdsamen, so spricht man von einer heterologen (donogenen) Insemination. Hierbei werden konservierte Keimzellen (Kryosperma) eines Samenspenders genutzt. Eine notarielle Zustimmung der Befruchtung ist bei der Insemination mit Fremdsamen sehr empfehlenswert und wird von den meisten Kinderwunschzentren auch verlangt. Nicht nur heterosexuelle Eheleute können die Methode in Anspruch nehmen, auch alleinstehende Frauen und lesbische Paare mit Kinderwunsch nutzen diese Form der Reproduktionsmedizin. Allerdings ist die Rechtslage in Deutschland bei lesbischen Paaren recht kompliziert, so dass viele Kinderwunschkliniken nicht bereit sind, die Frauen zu behandeln.
In-vitro-Fertilisation (IVF)
Bei der In-vitro-Fertilisation, auch Reagenzglasbefruchtung genannt, werden der Frau reife Eizellen entnommen, um diese mit den Spermien des Partners zusammenzubringen. Kommt es zu einer Befruchtung, so werden bis zu drei der Embryonen über die Scheide in die Gebärmutter eingesetzt. Falls weitere Eizellen befruchtet wurden, können diese für eine spätere Behandlung tiefgefroren werden.
Die Frau muss vor der eigentlichen In-vitro-Fertilisation Medikamente einnehmen, um die Reifung möglichst vieler Eizellen herbeizuführen. Diese Arzneistoffe können Stimmungsschwankungen und Übelkeit auslösen, führen aber manchmal sogar zu einer extremen Überstimulation der Eierstöcke ((Ovarielles Hyperstimulationssyndrom, OHSS), was zahlreiche unerwünschte Nebeneffekte mit sich bringt und einen sofortigen Abbruch der Behandlung zur Folge hat. Der gesamte Zyklus muss engmaschig via Ultraschall überwacht werden, so dass die häufigen Arzttermine den Alltag ziemlich durcheinanderbringen können.
Die reifen Eizellen werden der Frau mittels einer Punktion entnommen. Hierfür kann eine kurze Narkose nötig sein. Obwohl die Punktion als recht risikoarm gilt, kann es dennoch zu Infektionen, Blutungen oder Beschädigungen benachbarter Organe kommen. Der Mann gewinnt seine Spermien per Masturbation.
Nach dem Embryonentransfer nimmt die Frau das Gelbkörperhormon Progesteron ein, um den eigene Körper zu unterstützen.
Die Wahrscheinlichkeit einer Eileiterschwangerschaft oder einer Fehlgeburt sind bei der IVF etwas größer als bei einer natürlichen Befruchtung. Ob auch die Rate der Fehlbildungen durch diese Methode erhöht ist, wird von Fachleuten kontrovers diskutiert.
Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die Intracytoplasmatische Spermieninjektion ist von den Behandlungsschritten und den Risiken der IVF sehr ähnlich. Allerdings werden bei der IVF Spermien und Eizellen lediglich im Reagenzglas zusammengeführt, wobei die Samenzellen eigenständig in die Oozyte eindringen. Bei der ICSI ist es hingegen so, dass ein Mediziner eine einzelne Samenzelle in die Eizelle einspritzt. Diese Methode ist dann sinnvoll, wenn sich im Sperma des Mannes kaum oder gar keine Keimzellen befinden.
Die Spermien des Mannes werden deshalb bei der ICSI häufig mithilfe einer Gewebeentnahme aus dem Hoden oder dem Nebenhoden gewonnen. Für die Hodenbiopsie beziehungsweise die Punktion der Nebenhoden ist eine kurze Narkose nötig. Der mikrochirurgische Eingriff birgt, wie alle Operationen, ein gewisses Risiko.
Eizellspende (allogene Eizelltransplantation)
Die Eizellspende, bei der die Oozyte einer Spenderin im Reagenzglas mit dem Sperma des Mannes befruchtet wird, ist in Deutschland verboten. Bei dieser Form der künstlichen Befruchtung wird die befruchtete Eizelle der Spenderin in die Gebärmutter der Kinderwunschpatientin transferiert, die dann ihrerseits das Kind austrägt.