In nur 17 Jahren ist, das hat eine Studie mit über 26 Tausend Männern aus Frankreich festgestellt, die Spermatzoen Konzentration um ein Drittel zurückgegangen1.
Die Studie und deren Ergebnisse reihen sich nahtlos in andere Untersuchungen ein: Statistisch gesehen geht die Qualität des männlichen Spermas und damit die Fruchtbarkeit der Männer in Industrienationen um 2% pro Jahr zurück. Zwei Prozent – das hört sich nicht viel an. Über den kurzen Zeitraum vom Fall der Mauer bis 2005 sind dies aber bereits 32%, von einem weiteren Rückgang von zusätzlichen 18% bis ins Jahr 2015 kann ausgegangen werden.
Die Untersuchung bediente sich der Daten von 26.609 Paaren, die kinderlos waren und bei denen die Frauen wegen mangelnder Fruchtbarkeit in Behandlung waren. Bei deren männlichen Partnern wurden im Rahmen der Behandlung meist mehrfach ein Spermiogramm erstellt. Die Daten wurden in insgesamt 126 Kliniken in Frankreich ermittelt, an denen Fruchtbarkeitsstörungen behandelt werden.
Die statistisch signifikanten Ergebnisse:
- der durchschnittliche 35-jährige Mann hatte 1989 noch 73,6 Millionen Spermatozoen pro ml Ejakulat aufzuweisen. 2005 enthielten ein ml Ejakulat nur noch im Schnitt 49,9 Millionen Spermatozoen. Dies entspricht einem Rückgang von 32.2%.
- Parallel konnte ein Rückgang normal geformter Spermatozoen beobachtet werden. Dieser ist ebenfalls statistisch signifikant, konnte aber in der Untersuchung nicht genau quantifiziert werden.
- Die Beweglichkeit der Spermien ist laut der Untersuchung gleich geblieben. Dieses Ergebnis ist insofern ungewöhnlich, als dass fast alle anderen Studien auch einen gleichzeitigen Rückgang der Spermienbeweglichkeit (Motilität) beobachten konnten.
Der durchschnittliche Mann ist damit zwar noch nicht als medizinisch unfruchtbar zu bezeichnen. Allerdings steigt damit auch erheblich der Anteil der Männer, die man vorher als normal fruchtbar bezeichnet hätte, in den Bereich eingeschränkter Fruchtbarkeit.
Sind die Ergebnisse repräsentativ?
Also spiegelt diese Untersuchung die Wirklichkeit wieder? Die Forscher gehen davon aus, dass die Ergebnisse dabei noch “zu gut” aussehen. Sie geben zu bedenken, dass die untersuchten Männer aus freien Stücken eine Kinderwunschklinik aufgesucht haben. Diese Behandlung ist sehr teuer, man kann daher davon ausgehen, dass die Paare besser ausgebildet sind, weniger oft Übergewicht haben, weniger Rauchen und sich gesünder ernähren als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Vermutlich ist der Rückgang der Fruchtbarkeit und der Spermienqualität in der Gesamtbevölkerung daher sogar noch größer als hier nachgewiesen.
Die gesamte Studie im Original finden Sie hier.
Quelle:
- M. Rolland et al., “Decline in semen concentration and morphology in a sample of 26 609 men close to general population between 1989 and 2005 in France”, Hum. Reprod. (2012) doi: 10.1093/humrep/des415 ↩